Thalans Aufzeichnungen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Einige Vorbemerkungen: Aufgrund anderer religiöser Hintergründe gibt es in den Forgotten Realms im engeren Sinne des Wortes keine Woche, Wochentage und auch keine Wochenenden. Stattdessen wird die Zeitspanne von zehn Tagen Tenday genannt. Wenn also im folgenden von einer Woche gesprochen wird, so meint Thalan einen Tenday als einziges zwischen Tag und Monat liegendes Zeitmaß. Tage enden für Thalan mit dem Sonnenuntergang. Das alltägliche Ritual wird "Marking of Time" genannt, dann werden die Geschehnisse des vergangenen Tages in Gebeten rezitiert, damit sie von den Hütern des Wissens in Arvandor (dem Elfen-Himmel) für die Ewigkeit festgehalten werden können. Die Niederschrift der Chroniken auf Papier stellt für Thalan gewissermaßen eine Erweiterung der Rituale dar und findet deshalb immer nach Sonnenuntergang statt, sobald sich Zeit dazu findet. JournalDies sind Thalans Mitschriften, die er jeden Abend nach Sonnenuntergang zu Papier bringt. 2002-08-06 13. Alturiak 1372 Ich war auch diesen Tag mit Recherchen beschäftigt. Es begab sich, dass Erwandys mich in der Bibliothek aufsuchte, in Begleitung eines höheren Mitglieds der Bogenschützen der Stadtwache, das sich sogleich als Kommandant Rhistel Tarnruth vorstellte. Es stellte sich heraus, dass sich vor allem am Rande des nahen Southwood die Überfälle durch Goblins in letzter Zeit gehäuft hatten und bei einem der Scharmützel einem Goblin ein seltsames Schwert abgenommen worden war. Dabei handelte es sich um eine uralte elfische Klinge, die nur einige Spuren kürzlichen Schärfens aufwies. Vor allem das Wappen am Knauf hatte Aufmerksamkeit erregt, ein feuerfarbenes geflügeltes Wesen. Wie diese Waffe in die Hände von Goblins fallen konnte, blieb ein Rätsel; und auch wir konnten den Ursprung ohne Nachforschungen nicht benennen. Erwandys versprach, sich dieses Geheimnisses anzunehmen, während ich eine Expedition begleiten könnte, die den Spuren vor Ort folgen sollte. Zu diesem Zweck bat mich Rhistel Tarnruth, am nächsten Abend das Wirtshaus zur "kleinen Meerjungfrau" aufzusuchen. Ich nahm die Einladung an, worauf wir uns trennten, so dass ich mich zusammen mit Simryn der Vorbereitung der allabendlichen Rituale widmen konnte. 14. Alturiak 1372 Den Tag verbrachte ich vor allem der Vorbereitung des Ausflugs, denn es wollten einige schon verstaubte Ausrüstungsgegenstände zusammengesucht werden. Zum Abend hin fragte ich mich im Hafenviertel zur "kleinen Meerjungfrau" durch. Hier erwarteten mich schon Rhistel Tarnruth, desweiteren ein Halbelf mit dem Zeichen der Bogenschützen der Stadtwache, der sich als Yisem vorstellte, und ein etwas fettleibiger Mensch mit fliehender Stirn und in prächtige Roben gewandet, bei dem es sich um Dracon Delavere handelte. Später gesellte sich noch ein etwas geheimnisvoller Mensch namens Szarbo mit seltsam schwarzen Zügen und viel zu viel Ausrüstung zu uns. Auch ein Waldläufer, Fingresil, ward einbestellt, um uns im Southwood zu führen, und sogar das Mädchen Aria, das uns bewirtete, machte Anstalten, diesen Ausflug begleiten zu wollen. Nur jemand namens Lyonsbane war wohl nicht erschienen. Alsbald wurden Bierkrüge ausgeschenkt – ich lehnte dankbar ab, um daheim keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen – während Einzelheiten besprochen und ausgehandelt werden sollten. Dracon Delavere berichtete, dass sein Holzfällercamp Ziel eines Überfalls geworden sei, bei dem eben jenes Schwert erbeutet wurde. Die Goblins hätten einige Männer getötet und ein wenig geplündert. Auffällig wäre, dass sich die Goblins seltsam organisiert verhielten; auch seien Goblins mit bläulicher Hautfarbe gesichtet worden, die über magische Fähigkeiten verfügen sollten. Rhistel Tarnruth verbannte diese Geschichten schnell in das Reich der Mythen und Legenden, Gerüchte und Übertreibungen. Trotzdem versprach uns Dracon Delavere ein Kopfgeld von 10 Goldstücken für jene besonderen Goblins und immerhin 2 Goldstücken für jeden gewöhnlichen. Fingresil würde uns zum Holzfällercamp führen, wo wir weitere Informationen erhalten und unsere Suche beginnen könnten. Wir verabredeten, uns den nächsten Morgen am Wirtshaus zu treffen, und ich verabschiedete mich eilig, um die letzten Rituale, den Tag zu verabschieden, nicht zu verpassen. Immerhin würde ich einige Zeit auf sie verzichten müssen. 15. Alturiak 1372 Den nächsten Morgen nahmen wir noch ein üppiges Frühstück in der "kleinen Meerjungfrau" ein, besorgten Vorräte für eine Woche und machten uns dann auf den Weg Richtung Süden. Aria schien nicht unbedingt daran gelegen, in der Wildnis nicht aufzufallen, und auch mir kam meine Kleidung nicht hundertprozentig zweckmäßig vor; davon ließen wir uns allerdings nicht beirren. Zuvor hatte Szarbo Einsehen gezeigt und Aria um einen Teil ihres doch sehr schweren Gepäcks erleichtert. Wir folgten zunächst der Handelsroute und erreichten des Abends die Holzfäller. Fingresil ging schnurstraks auf die Hütte des Vorarbeiters zu, der sich Anktor nannte. Hier wurden die Informationen präzisiert, es hätte zwei Getötete bei dem Überfall gegeben, und ein relativ starker Mensch mit Namen Jimmy brüstete sich damit, einem blauen Goblin das Schwert entrissen zu haben. Derweilen hatte Fingresil festgestellt, dass die Spuren der Goblins Richtung Osten führten. Genaueres sollte sich aber erst im Licht des darauffolgenden Tages ergeben. Wir nahmen noch ein ausgiebiges Mahl zu uns, um danach den uns zugewiesenen Schlafplatz aufzusuchen. Während ich den Komfort des einen freien Bettes in Anspruch zu nehmen gedachte, entwickelte sich ein kurzer Streit darüber, wer das andere Bett nutzen solle – als gäbe es nicht genug harten Boden auf Faerûn. Zuletzt gewann die Vernunft, und Aria durfte ihren Schönheitsschlaf im Bett verbringen – auch wenn sie anscheinend viel Wert darauf legte, ihren Willen durchzusetzen und nicht auf die Härten eines Lebens als Abenteurer verzichten zu müssen. 16. Alturiak 1372 Wir machten uns auf in Richtung der Berge, und der klare Himmel ließ die Temperaturen sinken, so dass ich ein wenig fror und mir etwas warme Kleidung leihen musste. Die Spuren der Goblins waren wohl einige Tage alt, so dass wir uns auf eine längere Verfolgung einzustellen hatten. Fingresil führte uns allerdings recht fachmännisch durch den Wald, und wir kamen schnell vorwärts. Am Abend kamen wir sogar in den Genuss eines gebratenen Kaninchens. 17. und 18. Alturiak 1372 Das Wetter wird schlechter, und wir kommen den Goblins immer näher, meinte Fingresil. Mit beidem schien er recht zu behalten. An den Abenden gab es gebratenes Wildschwein, das die Strapazen des Ausflugs ein wenig vergessen ließ. 19. Alturiak 1372 Gegen Mittag sahen wir Rauch in der Ferne. Wir legten ab zur Rast, und in einem unachtsamen Augenblick schienen sich Szarbo und Fingresil entfernt zu haben. Sie kehrten erst viel später wieder, sie hätten die Goblins aufgestöbert, bereits einige getötet und wir sollten sie zu deren Lager begleiten. Wir sollten vorsichtig sein, es wäre wirklich zu seltsamen Vorkommnissen gekommen, die auf die Anwendung von Magie schließen ließen. Wir machten uns schnell auf und fanden den blauen Goblin und einige andere Goblins bewusstlos aber am Leben, die restlichen Goblins waren geflohen. Während Szarbo, Fingresil und Yisem, wohl in Aussicht der angebotenen Belohnung, den Goblins nachjagten, nahmen Aria und ich uns den blauen Goblin vor. Nachdem wir ihn gefesselt und ihm die Augen verbunden hatten, erweckte ich ihn aus der Ohnmacht. Das folgende Gespräch verblüffte mich dann doch etwas. Dass Aria wohl häufiger erreichte, was sie sich in ihren hübschen Kopf gesetzt hatte, war mir bereits aufgefallen. Dass aber auch Goblins völlig unbeirrt anfangen, freiwillig von den Ereignissen der vergangenen Tage – allerdings aus ihrer Sicht der Dinge – zu erzählen, hatte ich so nicht erwartet. Jedenfalls offenbarte er uns, dass er einer der "Auserwählten" sei, womit er wohl mehrere blaue Goblins in seinem Stamm meinte. Dazu gehörten "der große Nirgul", Anführer des Stammes, er selbst sowie zwei weitere namens Nurx und Surla, und sie lebten zwei Goblin-Tagesreisen südlich am Rande des Sumpfes auf einem sehr großen Baum, in einem Baumhaus. Er und seine Gefährten seien lediglich in der Gegend auf der Suche nach Schätzen, und dabei sei ihm sein Schwert gestohlen worden. Befragt nach ebendiesem, war er der festen Überzeugung, dass eine Elfe in schwarzem Cape den Stamm besucht hatte und dass es sich bei dem Schwert um ein Geschenk an Nirgul gehandelt hatte, das an ihn weitergegeben wurde. Auch den anderen Auserwählten sei ein solches Schwert überreicht worden. Während Aria sich noch mit dem Goblin unterhielt, kehrten die anderen drei offensichtlich erfolgreich von der Jagd zurück. Der Goblin erschrak natürlich angesichts derer, die ihn hatten zu Boden gehen lassen, und auch die drei Rückkehrer waren sich nicht sicher, wer hier wem gehorchte. Ein paar beruhigende Worte halfen, die Situation zu entschärfen. Dem Goblin allerdings ersparte auch seine Redseligkeit nicht das Schicksal, das ihm durch das ausgesetzte Kopfgeld vorbestimmt schien. Immerhin konnte Aria nicht umhin zuzugeben, dass es sich bei dem zuvorkommenden Verhalten des Goblins um einen magischen Effekt handelte, der mit der Zeit verblassen könnte, im Falle dessen er wieder eine große Gefahr darstellen würde. Da die Reise nun wohl doch etwas länger dauern würde, beschlossen wir, zunächst nach Loudwater zurückzukehren und uns für einen längeren Aufenthalt in der Wildnis zu rüsten. 21. Alturiak 1372 Am Abend erreichten wir das Holzfällercamp und gaben gestohlene Gegenstände zurück. 22. Alturiak 1372 Nach einer Tagesreise betraten wir wieder Loudwater. Aria, Szarbo und Fingresil schlugen den Weg Richtung Wirtshaus ein, um Dracon Delavere zu benachrichtigen und wohl auch das Kopfgeld einzulösen, während es Yisem und mir angemessener erschien, Rhistel Tarnruth aufzusuchen. Wir berichteten ihm von den seltsamen Ereignissen, und er zeigte sich ebenfalls verblüfft, dass eine Elfe den Goblins angeblich Unterstützung zukommen ließ. Er ermutigte uns, die Spur weiter zu verfolgen. Danach begaben wir uns zur "kleinen Meerjungfrau", um die anderen zu treffen. Sie hatten wohl auch eine kleine Summe von Dracon Delavere erhalten. Wir verabredeten, am nächsten Tag Vorräte zu besorgen, und zogen uns für die Nacht zurück. Daheim konnte Erwandys bisher noch nichts Neues berichten. 23. Alturiak 1372 Den Tag trafen wir uns wieder in der "kleinen Meerjungfrau". Szarbo hatte inzwischen seinem Arsenal an nützlichen Gegenständen eine wirklich große Axt hinzugefügt. Die Rationen für zwei Wochen zu besorgen hatte auch keine Schwierigkeit dargestellt, allerdings zeigte sich, dass Arias Vater alles andere als einverstanden war, auch nur eine weitere Woche auf Aria am Ausschank zu verzichten... er hatte bereits eine Aushilfe bemühen müssen. Natürlich schien er sich auch große Sorgen zu machen, die Aria nicht zu zerstreuen vermochte. Erst nachdem ich ihm vorschlug, die Aushilfe zu bezahlen, und er mich in die Pflicht nahm, auf seine Tochter aufzupassen, gab er – widerwillig – nach. 24. Alturiak 1372 Wir brachen früh auf. Es schneite, und das Wetter versprach sich nicht unbedingt zu bessern. Am Abend erreichten wir wie zuvor das Holzfällercamp. 25. Alturiak 1372 Am Morgen bogen wir ab in den Wald, wo laut Fingresil eine dünnere
Schneedecke und Schutz vor dem eisigen Wind ein schnelleres Vorwärtskommen
versprach. Es gäbe keine besonderen Vorkommnisse zu berichten, wäre mir nicht
aufgefallen, dass uns eine Wildkatze zu verfolgen schien. Die anderen
schenkten dem keinerlei Beachtung, und erst am Abend stellte sich heraus,
dass wir die Aufmerksamkeit einer menschlichen Bewohnerin des Waldes, bei der
es sich um eine Druidin von Mielikki zu handeln schien und welche Fingresil
bekannt war, auf uns gezogen hatten. Wir berichteten nur knapp von unseren
Absichten, und sie ermahnte uns, dem Wald und der Natur keine unnötige Gewalt
anzutun und vor allem das Spiel mit dem Feuer zu unterlassen – ein
durchaus vernünftiger Gedanke angesichts der aufgekeimten Idee, das
Goblinhaus auszuräuchern. 29. Alturiak 1372 Wir erreichten den Rand des Sumpfes und begaben uns auf der Suche nach jenem charakteristischen Baum, wurden aber noch nicht fündig. 2002-08-13 30. Alturiak 1372 Am frühen Morgen noch weit vor Sonnenaufgang, während der dritten Wache, wurden Aria, Yesim und ich auf ein Knacken im nahen Gebüsch aufmerksam. Während wir die Schlafenden weckten, trafen uns schon die ersten Pfeile. Dann sprang aus dem Unterholz ein großer Wolf mit glühenden Augen heran und griff Fingresil an. Auf einen heftigen Biss hin verwandelte sich auch dieser selbst in eine wolfsähnliche Gestalt mit glühenden Augen, und schon bald flohen Wolf und auch die wenigen Goblins, die wir bereits flüchtig gesehen hatten. Nun hatte ich bereits vernommen, dass Druiden Tiergestalt anzunehmen vermögen, aber mit eigenen Augen gesehen hatte ich das noch nie. Vor allem verwunderte mich, wie stark die Instinkte ihn kontrollierten, denn er knurrte, als ich ihn durch Berührung von seiner heftigen Wunde heilen wollte. So zog ich mich an das Feuer zurück, denn ich hatte gehört, es könnte einige Raubtiere des Waldes abhalten. Dieser Rückzug schien ihn eindeutig ein wenig zu beruhigen. Während Szarbo – nicht unbedingt gesegnet mit einem beruhigenden Aussehen und Wesen und dazu noch die schwere Axt in Händen – noch mehrere Anläufe unternahm, auf den Wolf zuzugehen, sprach dieser mit einer seltsam dunkel verzerrten Stimme und forderte uns auf, am Lager zu bleiben, während er den Goblins in den Wald folgte. Erst einige Stunden später, als die Sonne aufging, erschien er wieder in menschlicher Gestalt und erzählte uns von seinem Fluch, durch den er unfreiwillig zu Vollmonden oder allzu starken Verletzungen die Gestalt eines Wolfes annehmen müsste. Seitdem er durch einen solchen Wolf gebissen worden sein, vor einigen Jahren, habe er sich mit diesem Geheimnis in den Southwood zurückgezogen. 1. Ches 1372 In der vergangenen Nacht legten wir einen Hinterhalt. Dazu suchten wir uns eine Baumgruppe im Sumpf, an der wir weithin sichtbar in der Nacht unser Lagerfeuer einrichteten, und kehrten dann mit Hilfe eines Zaubers, mit dem Szarbo unsere Spuren zu verbergen vermochte, zu einer anderen Baumgruppe in der Nähe unserer Spur zurück. Hier warteten wir denn, auf dass die Goblins uns verfolgen mögen. Zuerst fiel eine Vorhut von zwei kleinen Goblins unter unseren Pfeilen. Doch dann näherte sich ein größerer Trupp. In dem sich entwickelnden Kampf verwandelte sich Fingresil abermals und wütete nur so unter den angreifenden Goblins. Einer unter ihnen, offenbar der Anführer, schwang ein für ihn großes silbernes Langschwert, und ein kleinerer blauer Goblin mit einem Kurzschwert war auch dabei. Währenddessen nahm sich Szarbo einige versprengte Goblins vor, und Yisem, Aria und ich schossen aus allen Köchern. Yisem offenbarte zwischendurch auch ein gewisses magisches Talent. Um wie auch beim letzten Mal an Informationen zu den Schwertern zu gelangen, verhinderte ich, dass der blaue Goblin und der Anführer in einer Blutlache verendeten. In diesem Moment griff mich Fingresil an, immer noch völlig außer Kontrolle. Ich zögerte eine Weile und wusste ihn nicht als Freund oder Feind einzuordnen, aber in der Zwischenzeit konnten ihn wohl andere von mir ablenken, und er zog sich zurück. Der blaue Goblin offenbarte sich als Nurx, Sohn von Nirgul, während Surla dessen Tochter sei. Sie lebten in einem von Elfen errichteten großen Baumhaus. Er wusste nicht viel Neues zu berichten, allerdings würde die Elfe den Baum am morgigen Abend besuchen, um den Goblins Silberwaffen zukommen zu lassen, die dieses Monster, Fingresil, zu verletzen vermochten. Bei dem Wolf handele es sich um ein von Nirgul gezähmtes Tier. Auch dieses Mal überlebten die beiden Gefangenen nicht. Fingresil aber verwandelte sich zurück und versuchte sich mehrmals für seinen Übergriff zu entschuldigen. Ich mochte ihm nur widerwillig zu verzeihen, denn schließlich hatte er diesmal die Wahl gehabt, die Kontrolle über seine Instinkte zu wahren oder aufzugeben. Auf alle Fälle würde ich versuchen müssen, ihn wieder ihn selbst sein zu lassen. Dieser Verlust an Kontrolle über das eigene Schicksal hätte einen jeden in den Wahnsinn und die Einsamkeit treiben können. 2. Ches 1372 Bei Einbruch der Dunkelheit versteckten wir uns am dem Baum nahen Waldrand. Fingresil verwandelte sich wieder in jene Kreatur, und ich fühlte mich noch ein wenig unbehaglicher als ohnehin bei dem Gedanken, einer Dunkelelfe aufzulauern. Nur wenige Zeit später sahen wir einen Reiter am Wald entlang reiten. Wir griffen an, sobald er sich Richtung Baum wendete. Aber offensichtlich hatte er uns schon erwartet, denn sein geisterhaftes Reittier machte mit einem Mal kehrt, und die Dunkelelfe zeigte uns ihr Gesicht. Nur für einen Moment, denn sie begann sofort einen Zauber auf uns zu legen. Fingresil ging sofort zum Kampf über, aber wir fühlten uns in unserem Handeln derart eingeschränkt, dass wir in ihren Vorschlag, zuerst unsere Differenzen zu besprechen, einwilligten. Lediglich Fingresil hatte wieder einmal die Kontrolle über sich verloren, und während er der Dunkelelfe keinen Schaden zuzufügen vermochte, brauchte sie einige Zeit, um seinen Tatendrang drastisch einzuschränken, woraufhin wir ihn mit Szarbos Kette fesselten. Befragt auf ihre Absichten, bestätigte sie, dass sie Handel mit den Goblins treibe. Vor allem mit Waffen versorge sie diese, um Elfen zu töten, wie sie meinte. Unschwer als Vertreter meines Ordens zu erkennen, mangelte es nicht an Seitenhieben, um mich aus der Ruhe zu bringen. Nicht, dass ich mich trotz meiner scheinbaren Gelassenheit wohler fühlte in meiner Haut. Offensichtlich schien es ihr zu gefallen, denn sie gab zumindest soweit Auskunft, dass es sich bei den Waffen definitiv um elfische handelte und sie diese wegen ihres wertvollen Aussehens den Goblins überließ. Ihren Namen zu nennen war sie dagegen nicht bereit, und auch die weiteren Absichten, die Drow in der Gegend haben könnten, wollte sie dann doch nicht offenlegen. Sie legte uns weiterhin ziemlich nahe, vorerst den Baum zu meiden. So zogen wir uns denn zurück und beschlossen, nach Loudwater zurückzukehren. Wie zuvor entschuldigte sich Fingresil für sein abnormes Verhalten und teilte uns mit, er würde die nächsten Tage nicht abkömmlich sein. So konnte er uns nur den groben Weg nach Loudwater beschreiben und verließ uns dann. 2002-08-20 3. Ches 1372 Yisem führte uns heute am Waldrand entlang. Uns blieb wohl nichts anderes übrig, als seinem Rat zu vertrauen, auch wenn ohne den erfahrenen Fingresil das ein und andere Mal Streit darüber zerbrach, wer sich mehr (oder eher weniger) auf das Überleben in der Wildnis verstand. Hoffentlich verliefen wir uns hier nicht! 4. Ches 1372 Der Schneefall nahm im Laufe des Tages zu. Das Wetter schien eher noch ungemütlicher zu werden, und Spuren oder auch nur ein Hinweis auf die Straße nach Llorkh, die wir so sehnsüchtig zu erreichen hofften, waren nicht zu entdecken. 5. Ches 1372 Die Schneefälle nahmen heute wieder zu, und es zog ein Sturm auf. Am Abend hatten wir deshalb große Probleme, unser Lager zu errichten, und einige klagten bereits über Erfrierungen, nachdem wir erst nach drei erfolglosen Stunden an einem Feuer rasten konnten. In dieser Nacht ist auch viel Heulen zu hören, von Wind und Wölfen. 8. Ches 1372 Wir zogen trotz des Schneetreibens weiter, und bemerkten, dass wir ganz in der Nähe des Holzfällercamps gerastet hatten, das wegen des Unwetters nur mit einem Posten besetzt war. Am Abend erreichten wir wieder Loudwater, wo wir uns verstreuten. *snip* Schon kurz darauf klopfte es an der Pforte, und Erlond, ein junges Mitglied der Stadtwache, bat mit Meister Ilnadul sprechen zu dürfen, mit wichtiger Nachricht von Major Arneth. Ich bat ihn herein, und er überbrachte Erwandys die Mitteilung, er solle einer sofortigen Sitzung des Stadtrates beratend beiwohnen. Die beiden begaben sich davon, und ich zog mich für die Nacht zurück. 9. Ches 1372 Heute trafen wir uns zum Frühstück in der "kleinen Meerjungfrau", und Yisem berichtete davon, dass sich der Stadtrat getroffen hätte. Die Stadtwache wolle eine Strafexpedition gegen die Goblins ausschicken wolle, der wir beiwohnen sollten. Dazu würde es aber Genaueres auf einer in Kürze stattfindenden Versammlung der Stadtwache geben. 15. Ches 1372 Wir trafen uns wieder in der "kleinen Meerjungfrau", nachdem Yisem uns zusammengerufen hatte. Für den kommenden Abend sei die große Versammlung der an der Expedition Teilnehmenden in einem Hinterzimmer geplant. Meine Recherchen über den Fluch, der Fingresil befiel, waren inzwischen erfolgreich gewesen. So gäbe es mehrere Möglichkeiten, sowohl sofort als auch nach langer Zeit den Fluch der Lycanthropie zu bannen. In unserem Fall, also letzterem, bräuchte es die Anwendung von Magie zum Entfluchen [Anmerkung: Remove Curse oder Break Enchantment] innerhalb der drei Tage des Vollmonds. Und Erwandys könnte diese zur Verfügung stellen. Für den Abend lud ich Fingresil ein in unseren Orden, um ihn über meine Recherchen bezüglich seines Problems und vor allem die Möglichkeiten zur Heilung zu unterrichten. Auch wollte ich ihn Erwandys vorstellen, damit dieser sich ein eigenes Bild über die Person machen könne, der zu helfen er so großzügig bereit war. Nachdem wir daheim ankamen, bat uns Erwandys in sein Arbeitszimmer. Ich fasste zuerst einmal kurz die Ergebnisse meiner Studien des Fluches zusammen, und Fingresil berichtete noch mehrmals von seinen besonderen Erlebnissen. Er war wohl sehr erleichtert, dass seine Leidensphase bald Vergangenheit sein könne. Erwandys willigte ein zu helfen, zeigte sich aber überrascht, dass Fingresil nicht dieselben bösen Absichten zeigte, wie sie für Werwölfe so typisch seien. Daraufhin entblößte Fingresil eine Tättowierung auf seiner linken Schulter, die aussah, als zeige sie den Kopf eines Wolfes vor einem Baum und dem Vollmond. Sie war zudem magisch und schien ihren Träger zu beschützen. Fingresil berichtete, er sei eines Nachts, kurz nachdem er gebissen wurde und dieser Fluch ihn überkam, mit diesem Tattoo erwacht. Obwohl wir nicht wussten, wie sich dieser Umstand auf eine mögliche Heilung auswirken könne, beschlossen wir, es zunächst auf dem herkömmlichen Wege zu versuchen. Allerdings war für den kommenden Vollmond bereits der von der Stadtwache geleitete Angriff auf die Goblins geplant, so dass wir keinen festen Zeitpunkt ausmachten. Fingresil willigte ein, die Nacht im Orden zu verbringen, und ich begleitete ihn daraufhin zu den Gästezimmern. 16. Ches 1372 Es sollte ein wahrhaft großer Ausflug werden, denn das Hinterzimmer war ziemlich voll. Leutnant Lenos Nur würde uns zusammen mit einigen wenigen seiner Raccoons anführen. Neben der Stadtwache und uns würden auch einige Kopfgeldjäger mitkommen, denn als Sold gäbe es 1 Goldstück pro Tag für jeden Teilnehmer. Uns wurde die Taktik unterbreitet, Fingresil solle zum Baum führen, dann ein Stoßtrupp mit Hilfe von Magie den Stamm erklettern und einen sicheren Aufstieg ermöglichen. Alles klang sehr durchdacht. Am Morgen des 19. würde es losgehen. Die nötigen Abzeichen, um uns als im Auftrag der Stadtwache ausweisen zu können, sollten wir am Abend des nächsten Tages abholen. 17. Ches 1372 Wir begaben uns also zur Kommandantur. Kaum hatten wir diese verlassen und wollten uns für die Nacht verabschieden, kamen uns auf der Straße schreiende Passanten entgegen. Wir gingen weiter, um den Ursprung zu erkennen: und siehe da, ein Skelett bewegte sich etwas unkoordiniert auf einem kleinen Platz. Noch bevor wir uns näher mit der Gefahr beschäftigen konnten, hatte ein schwarz gewandeter Mensch es bereits durch Zeigen seines heiligen Symbols und ein Wort der Macht von Kelemvor, dem menschlichen Gott des Todes, zu Staub zerbröseln lassen. Er stellte sich daraufhin als Kyanos vor, Hohepriester des örtlichen Tempels zu Kelemvor. Da er sich gerade auf dem Weg zu einer Sterbenden befände und ihren Weg ins Jenseits mit Gebeten begleiten wolle, wäre er uns dankbar, so wir diesem Vorfall auf den Grund gehen könnten. Wir stellten fest, dass das Skelett aus einer dunklen Gasse gekommen sei, die zum alten, nicht mehr (zum Begraben) genutzten Friedhof Loudwaters führte. Fingresil folgte den Spuren, die alsbald von einer zweiten Fährte begleitet wurden. Viele Hecken und Büsche weiter stießen wir auf einen alten Brunnen, auf dessen Rand ein Schädel lag. Kaum näherten wir uns, da erhob er sich bereits in die Luft, starrte uns mit rotglühenden Augen an und biss nach Fingresil. Das von mir gezeigte Symbol der Untergehenden Sonne beeindruckte ihn leider nicht besonders, vielleicht, weil Fingresil ihn bereits kurz danach zerschlug. Plötzlich hörten wir nur wenig weiter Singsang, als würde jemand zaubern. In dieser Richtung öffneten sich die Hecken, und wir schienen jemanden zu überraschen. Doch zuallererst fanden wir Folgendes vor: ein Pentagramm war auf dem Boden gezeichnet, und darin lag ein Skelett... etwas weiter lag ein Spaten neben einem geöffneten Grab. Neben dem Pentagramm stand ein junges Mädchen mit hochgestecktem Haar und edlen Kleidern über einem Buch mit hölzernem Einband gebunden mit drei metallenen Ringen, und daneben hockten zwei rothaarige Jugendliche und feuerten es an. Wir legten ihnen sofort nahe, ihre Experimente einzustellen – nun auch mit dem Abzeichen der Stadtwache gerüstet. Sie nannten uns zuerst ihre Namen, das Mädchen Cathryn und die beiden Rothaarigen Elswick und Tetra. Das Buch trug einen Totenschädel und die Inschrift "Pro Ars Mortis". Als nächstes wiesen wir sie an, das Skelett wieder zu begraben. Die Jugendlichen taten wie geheissen, waren allerdings immer noch nicht recht von dem Unrecht ihrer Tat überzeugt und zeigten sich ziemlich aufmüpfig. Das änderte sich schlagartig, als ein Geist durch die Hecke heranschwebte, bewaffnet mit einem großen rostigen Zweihänder. Er verlangte zu wissen, wer die Ruhe der Toten geschändet hätte, um sie sodann zu richten, dabei das große Schwert schwingend.. Schnell wich alle Farbe aus den Gesichtern der Kinder. So wenig wir deren Streich billigten, so wenig sollten sie dafür den Tod finden. So gaben wir Lavan, wie der Geist mit Namen hieß, nicht an, wer der Schuldige wäre. Stattdessen erwähnte ich, dass wir im Auftrag des Hohepriesters von Kelemvor hier unterwegs seien, und ihm doch allen voran die Toten übereignet seien. Der Geist war überrascht, denn er kannte den Namen Kelemvor nicht [Anmerkung: er ist damit vor mindestens 14 Jahren verstorben, vor der Time of Troubles]. Er wache im Namen Jergals über die Gräber. Aber er glaubte mir, dass sich über die Zeit einiges bei den Menschen verändert haben könnte, und wollte die Schuldigen uns und damit der Stadtwache überlassen, so wir das Versprechen gäben, ihn nicht zu verraten und ihm einen Dienst zu tun. Die alte verfallene Friedhofskapelle auf dem Hügel sei in letzter Zeit von zwielichtigen Menschen widerrechtlich benutzt worden, und ein Bann erlaube es Lavan nicht, selbst zur Tat zu schreiten. So blieben denn Fingresil und ich, die anderen brachen mit den Kindern auf und kamen später auch mit ein wenig mehr Ausrüstung wieder. Derweil ging bereits die Sonne unter, ich würde ein wenig spät zu den täglichen Ritualen kommen. Trotzdem hatte ich vor, unseren Teil der Vereinbarung zu erfüllen, und wir schlichen uns in der Dunkelheit an den Hügel an. Szarbo lieh mir seinen Kampfstab und bewaffnete sich selbst mit der Axt. Ihm schien die Dunkelheit noch weniger auszumachen als uns Elfen, und er fand sehr schnell eine Treppe in die Tiefe. Kaum kam er zurück, um uns zu warnen, griff ihn auch schon ein seltsames schleimiges Wesen mit vielen Tentakeln an. Und plötzlich bewegte er sich nicht mehr! Während Yisem, Aria und ich Pfeile, Bolzen und magische Geschosse auf das Untier abfeuerten, griff Fingresil an, um nur wenig später dasselbe Schicksal wie Szarbo zu erleiden. Zum Glück gelang es uns rechtzeitig der Sieg, und bald erwachten die beiden wieder aus ihrer Starre. Wir folgten der Treppe bis vor eine Tür mit einem runenartigen Symbol. Nachdem Szarbo sie nicht anders zu öffnen vermochte, zersplitterte sie unter seiner Axt. Darin fanden wir einen Unterschlupf mit Bett und Schränkchen, daneben Truhen und Kisten. In diesen fand sich offensichtlich Diebesgut, wie herausgeschnittene Gemälde, eine Statue aus grünem Gestein, ein Wandteppich und Beutel mit Gold und Edelsteinen. Eine nachträglich eingebaute Tür schien weiterzuführen, doch wir trugen zunächst die Schätze zur Stadtwache. Auf dem Rückweg dankte uns Lavan noch. In den folgenden Stunden durchsuchte die Stadtwache gründlichst die Kapelle, und der Durchgang führte weiter in die Kanalisation... dorthin wollte sie dann aber nicht weiter. Die gestohlenen Gegenstände gehörten Lord Sulen, dem sie auch bis auf das Gold und die Edelsteine, die keinem Besitzer zugeordnet werden konnten, zurückgegeben wurden. Lord Sulen bedankte sich und würde uns demnächst zu sich einladen. Unglücklicherweise bestand wegen der folgenden Überwachung der Aktivitäten auf dem Friedhof keine Möglichkeit mehr, mit Lavan weiteren Kontakt aufzunehmen, um vielleicht Näheres über ihn und die Zeit, zu der er lebte, zu erfahren. Dies werde ich wohl leider zu einem späteren Zeitpunkt versuchen müssen. 2002-08-27 18. Ches 1372 Es gäbe nicht viel zu berichten, hätte nicht Kyanos unseren Orden besucht, um von mir Näheres über die Aufklärung des Vorfalls am gestrigen Abends zu erfahren. Er hatte bisher noch nichts vernommen, da seine letzte Salbung der Sterbenden die gesamte Zeit in Anspruch genommen hatte. Ich bat ihn herein und schilderte, wie wir die Jugendlichen überrascht und zur Vernunft gebracht hatten. Lavans Rolle ließ ich wie versprochen unerwähnt. Er war sichtlich erschüttert über die geringfügigen Motive, die sie dazu verleitet hatten, Unfug mit den Toten zu treiben, und würde ihre Eltern aufzusuchen. Er zeigte sich weiterhin äußerst besorgt über den Verbleib des Buches, und ich verwies ihn an Yisems Onkel Lumor Alanadel, der es vorerst verwahrte. Kyanos verabschiedete sich und begab sich eilig davon. 19. Ches 1372 Früh brach ich auf in Richtung Treffpunkt, dem Platz, an dem sich normalerweise die Karawanen versammeln. Dort wartete schon ein Großteil der Expeditionsteilnehmer: Neben Leutnant Lenos Nur und einigen seiner Raccoons würde uns auch eine Priesterin von Helm, welche sich als Kira vorstellte, begleiten. Yisem war derweil beschäftigt, das vorsichtige Verladen einer Kiste mit vorbereiteten Tränken auf einen großen Schlitten zu überwachen, der von einigen starken Hunden gezogen werden sollte. Nachdem wir vollzählig waren, ging es los. Zunächst folgten wir der Straße Richtung Llorkh. Fingresil und Leutnant Nur waren sich offensichtlich einig in der Route, welche uns am sichersten zum Unterschlupf der Goblins führen sollte, so dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, dass wir allzu nahe an das Reich der Zhentarim gelangen könnten. 21. Ches 1372 Die vergangenen zwei Tage waren wir dem Handelsweg Richtung Osten gefolgt, gegen Mittag nun sollten wir ihn Richtung Süden verlassen. Wir nahmen dabei in etwa den gleichen Weg, dem wir durch den Schneesturm gefolgt waren – am Rande des Southwoods entlang dem Sumpf entgegen. Die Reise gestaltete sich allerdings um einiges angenehmer bei einem Hauch von warmer Frühlingssonne und in Gesellschaft erfahrener elfischer Waldläufer. 24. Ches 1372 Gegen Mittag erreichten wir den Sumpf, und Fingresil machte sich auf die Suche nach dem Baum. Nicht viel später kam er zurück und berichtete, ihn gefunden zu haben... er befände sich nicht in allzu großer Ferne, allerdings sei es wohl schon zu spät, um noch am selben Tag vor Einbruch der Dunkelheit anzugreifen. So richteten wir denn ein Lager ein und präzisierten noch einmal die Pläne für das Erklimmen des Baumes. 25. Ches 1372 Zwei Stunden nach Sonnenaufgang erreichten wir den Baum. Drei Gruppen von jeweils drei Kämpfern sollten als erste wie Spinnen auf den Baum klettern und die Plattform beschützen, damit die zweite Welle – darunter wir – sicher über geknotete Seile nachfolgen konnten. Wir taten wie geheissen, lediglich Yisem zeigte sich nicht allzu geschickt im Seilklettern. Derweil hatten Szarbo, Fingresil und ich bereits das erste Gebäude gesichert und dabei drei Goblins niedergestreckt. Es zeigte sich, dass das Baumhaus aus mehreren Plattformen bestand, deren erste sich damit bereits in Händen der Stadtwache befand. Auf einer weiteren, die durch eine Hängebrücke erreichbar war, zeigte sich größerer Widerstand, so dass wir – inzwischen vollzählig – uns dieser zuwandten. Ein kleineres Gebäude fand sich hier, und nachdem Szarbo die Tür geöffnet hatte und hineingestürmt war, nahmen Aria und ich die darin verbliebenen Goblins – zuerst Nirgul und danach zwei an der Tür wachende Goblins – unter Beschuss, während Szarbo sich direkt den kleinen großen Nirgul vornahm und mit einem Hieb seiner noch größeren Axt zerteilte. Fingresil hatte in der Zwischenzeit die das Haus umgebende Plattform abgesucht und dabei wohl auch einige Fensterscheiben zu Bruch gehen lassen. Er entdeckte allerdings eine hölzerne Leiter zu einer darüberliegenden Ebene. Nachdem wir von der anderen Seite des Baumes Rufe vernommen hatten, dass die Goblins besiegt seien, versammelten wir uns neugierig vor einer Tür, deren Schloß von besonderer Kunstfertigkeit war. Obwohl Szarbo keine offensichtlichen gefährlichen Mechanismen entdecken konnte, hegte er dennoch Zweifel. So untersuchte zuerst ich, dann Yisem, die Tür auf magische Besonderheiten, und tatsächlich: göttliche Macht schien diese Tür zu beschützen. Mangels geeigneter Einfälle, das Schloss der Tür zu sprengen, begaben sich alle bis auf mich in Sicherheit, auf dass Szarbo den offensichtlichsten Weg, eine Tür zu öffnen, gehen könne. Seine Axt schmetterte dagegen, um daraufhin von einem Schlag getroffen zu werden, und er taumelte rückwärts. Die Tür aber gab das Symbol einer Mondsichel frei – es schien Corellon Larethian höchstpersönlich zu sein, dessen Wille den Raum hinter dieser Tür vor Eindringlingen bewachte. Schließlich handelte es sich bei diesem Baum um den ehemaligen Wohnort von Elfen. Meine Eingebung sagte mir, dass uns hier nur das Wohlwollen der Seldarine Eintritt verschaffen könnte, und auf eine Berührung durch meine Hand öffnete sich die Tür und gab einen überwältigenden Raum frei. Bevor ich ihn betrat, sollte auch Szarbos Wunde geheilt werden. Der Blick durch die Tür fiel zunächst auf die Statue eines blonden Elfen... das Antlitz Corellon Larethians selbst. Die Wände waren mit herrlichen Darstellungen heldenhafter Elfenkrieger in Szenen längst vergangener Schlachten bemalt. Den Raum durchströmte eine überwältigende Aura des Guten, und nachdem ich ihn betreten hatte, wurde ich zweier Schreine gewahr. Auf dem rechten waren einige Opferkerzen aufgestellt, links dagegen lag ein schweres Buch mit dem Symbol einer Untergehenden Sonne auf dem Einband... in einer archaischen Form dargestellt, die ich bisher noch nicht gesehen hatte! Sollte es sich tatsächlich um ein Artefakt handeln aus Zeiten, da dieser Sumpf noch ein Wald und Heimat des florierenden Elfenreiches Miyeritar gewesen war, bevor die Dunkelhäutigen Araushnee in die immerwährende Dunkelheit folgten? Gefesselt von dem Gedanken warf ich einen Blick hinein... und fand nur leere Seiten. Sonderbar, so es wirklich einmal einem Priester von Labelas Enoreth gehört haben sollte. Nachdem ich innerlich gelobte, das Buch wieder zurückzubringen, so dies der Ort seiner Bestimmung wäre, nahm ich es vorerst an mich, um es daheim in Loudwater einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Mittlerweile hatten sich auch meine Gefährten in den Raum gewagt (und die Tür unbehelligt zu passieren vermocht), und ich entzündete die Kerzen und sprach noch einige Gebete. Auch Elfen der Stadtwache kamen hinzu, um Dankesgebete an Corellon Larethian zu schicken, während der Großteil der Menschen draußen blieb. Später verschloss ich den Raum wieder sorgfältig, und wir ließen den Baum hinter uns. Die Stadtwache hatte offensichtlich auch einiges erbeutet, und wir bekamen unseren Sold ausbezahlt. Am Abend beriet ich mich noch einmal mit Fingresil, ob wir angesichts unseres schnellen Vorwärtskommen geplante Rituale um einen Monat vorziehen könnten. Allerdings wäre Erwandys von einem derart schnellen Aufbruch überrascht worden, und viele Details waren noch nicht geklärt. So beschlossen wir trotz Fingresils verständlichem Wunsch, diesen Fluch so schnell wie möglich abzuschütteln, noch einen Monat zu warten und dieses Unternehmen vorbereitet anzugehen. Fingresil verabschiedete sich bald darauf und machte sich auf den Weg an einen abgeschiedenen Ort weit weg von Loudwater, um in der kommenden zehn Tagen niemanden zu Schaden kommen zu lassen. 30. Ches 1372 Nach fünf Tagen zügiger Heimreise erreichten wir abends wieder Loudwater. *snip* 1. Tarsakh 1372 Heute klopfte Yisem an die Pforte des Ordens und zeigte mir einen Brief, den Aria bekommen haben sollte. Dieser drohte ihr und auch uns mit dem Tode, so wir uns weiter in fremde Angelegenheiten einmischen sollten. Wir trafen uns deshalb abends in einem Hinterzimmer der "kleinen Meerjungfrau". Dort berieten wir, wie zu verfahren sei. Oder besser, ich riet davon ab, überhaupt in irgendeiner Form aktiv zu werden, da dies bereits als Einmischung interpretiert werden könnte. So wollten Aria und Yisem in nächster Zeit nur ein wenig gezielter Gerüchte aufschnappen, aber keine direkten Nachforschungen betreiben. Bei der Frage nach dem Urheber konnten wir auch nur raten, ob es sich um die Lümmel auf dem Friedhof, die Diebe in der Kapelle oder jemand anderen handelte, den wir uns zum Feind gemacht haben könnten. Auf jeden Fall war es nicht unbedingt ein gutes Gefühl, sich unter Beobachtung durch einem nicht allzu wohlgesonnene Finsterlinge zu wähnen. 6. Tarsakh 1372 *snip* 9. Tarsakh 1372 Fingresil hatte wieder nach Loudwater zurückgefunden, und wir versammelten uns in der "kleinen Meerjungfrau", um ihm die neuesten Entwicklungen nahezubringen. Zudem konnten Aria und Yisem berichten, dass sich in letzter Zeit kleinere Verbrechen wie Diebstähle und Einbrüche gehäuft hatten – es schien fast so, als würden sich hier ein paar Schurken niederlassen wollen. Todesfälle waren zum Glück noch ausgeblieben, und wir hatten nicht vor, die ersten zu werden. Weiterhin konnte Yisem berichten, dass einige Runenstäbe, die die Stadtwache bei den Goblins gefunden hatte, mit der Zeit entschlüsselt wurden. Man sei noch dabei, habe aber bereits festgestellt, dass diese die Geschichte der Goblins – unter anderem auch die Begegnungen mit uns – festhielten . Die Goblins seien aus den Bergen im Osten, den Greypeak Mountains, gekommen, und eine geheimnisvolle Höhle gäbe es dort. Es werde beschrieben, wie das Wasser sie veränderte, so dass sie ihre magischen Kräfte entwickelten. Wie sich ihre Stämme verstreut hätten. Auch eine Legende über einen alten Goblin sei darunter, er sei einem Wasserlauf gefolgt und nie wieder gesehen worden. Eine genaue Wegbeschreibung gäbe es auch. Auch wenn keine unmittelbare Gefahr für Loudwater drohte, beschlossen wir, diesen Hinweisen auf den Grund zu gehen. Ich konnte diesen Vorschlag nur begrüßen, vor allem, um für einige Zeit aus dem Blickfeld jener zu gelangen, die uns mit dem Tode bedrohten. Schon häufig hatte die Zeit die Menschen vergessen lassen – wenn auch meist mit weniger erfreulichen Ergebnissen. Hier aber könnte es uns vielleicht nützen. Im Hinblick auf unser nahendes Vorhaben mit Fingresil machte ich allerdings darauf aufmerksam, dass zur Schneeschmelze in das Gebirge aufzubrechen und dortigen Flüssen zu folgen vielleicht ein wenig zu abenteuerlich werden konnte. Trotzdem könnten wir den Ausflug bereits in weiser Voraussicht vorbereiten. In Anbetracht einer derart lang angelegten Expedition griff ich noch einmal Fingresils Anregung auf, das Baumhaus zu einem Lager auszubauen... für Vorräte wie auch als Zuflucht vor Überfällen aus dem Sumpf. Der nahe Schrein und der Gedanke, an einem geschichtsträchtigen Ort zu rasten, machte natürlich einen besonderen Reiz aus. Vorerst sollte sich diese Idee aber nicht durchsetzen, da uns die nötigen Möglichkeiten fehlten, den Baum hinreichend gegen Räuber aus Wald und Sumpf zu sichern, ohne uns selbst auszusperren. 2002-09-03 11. Tarsakh 1372 Heute trafen wir uns erneut in der "kleinen Meerjungfrau". Zuallererst wurde beschlossen, Treffen regelmäßig am Anfang einer neuen Woche zu wiederholen, um auch in den Wirren des Alltags Verbindung zueinander zu halten und Neuigkeiten austauschen zu können. Szarbo machte sodann auch gleich den Anfang und berichtete, er hätte seine Anstellung in einer Schreinerei wieder aufgegeben, habe aber stattdessen die Überwachung von Lagerhäusern des Handelshauses K'tanis übernommen. Danach besprachen Fingresil und ich noch einmal etwas abseits die Vorbereitungen für den nächsten Vollmond. 21. Tarsakh 1372 Zu unserer heutigen Zusammenkunft gab es nicht viel Neues zu erzählen. Aria klagte ein wenig über die geringe Abwechslung daheim, dagegen schien Szarbo mit seiner neuen Aufgabe um einiges zufriedener. Fingresil hatte derweil bereits eine starke Kette und einen Maulkorb anfertigen lassen, so dass im wesentlichen alles vorbereitet war. 24. Tarsakh 1372 Der Tag der Abreise in den Wald rückte näher. Waren es Zweifel am Gelingen unserer Mission oder fühlte ich nur, dass wir neben Fingresil noch jemand anderen mitnehmen sollten, so es diesen wieder überkam, Priester anzugreifen? Jedenfalls stimmte auch Erwandys meiner Auffassung zu. Zum Glück konnte ich sofort einen neuentdeckten Experten für Sicherheit und Bewachung empfehlen: Szarbo Ermal. Also stattete ich diesem einen Besuch ab. Er willigte ein, so wir seinen neuen Arbeitgeber überzeugen könnten, ihm freizugeben. Zu dem Zweck suchten wir gemeinsam ein prunkvolles Haus auf einem Hügel nahe dem Eichenhain von Loudwater auf, wo die höheren Angestellten des Hauses K'tanis residierten. Bald wurde ich Zorat vorgestellt, einem Halbork und Szarbos direktem Vorgesetzten, und von nicht minder bulliger Gestalt. Räuber und Einbrecher würden es sich bestimmt mehrfach überlegen, bevor sie sich mit dem Haus K'tanis und damit mit ihm anzulegten. Ich fragte höflich an, ob sie Szarbo für eine Woche entbehren könnten, da wir auf seine Dienste als vertrauliche und verlässliche Wache angewiesen seien. Zorat sah dies ein und gestand ihm eine freie Woche zu. Daraufhin weihte ich Szarbo zum Teil in unsere Pläne mit Fingresil ein. Außerdem sollte er für die kommende Reise mit einem magischen Schwert aus dem Schatz von Nirgul ausgerüstet werden, um seine Aufgabe leichter zu gestalten. 27. Tarsakh 1372 So brachen denn Fingresil und Szarbo, Erwandys und ich auf in den Southwood, wo Fingresil sich in der Nähe seiner Höhle unfreiwillig in jenes Untier verwandeln würde. Die Reise gestaltete sich wie erwartet nicht schwierig, und wilde Tiere, so es hier welche gab, ließen uns am heutigen Tage unversehrt passieren... oder jene freundliche Druidin dieses Waldes wachte auch über unser Wohl. Gegen Abend war schon deutlich der nahende Vollmond zu erkennen. 30. Tarsakh 1372 Heute erreichten wir Fingresils Höhle, die im übrigen nur sehr spartanisch eingerichtet war. Davor standen einige übelriechende Fässer, in denen Fingresil Felle zum Verkauf in Loudwater gerbte. Greengrass 1372 Noch blieb uns einige Zeit, und so verbrachte Fingresil die meiste Zeit mit der Jagd, vielleicht wollte er sich so doch ein wenig Ablenkung von den Aussichten der nächsten Tage verschaffen. Wir anderen dagegen blieben in der Nähe der Höhle. Nun war es auch an der Zeit, Szarbo vollkommen in die Geheimnisse der Lycanthropie und den geplanten Ablauf des kommenden Abends einzuweihen. Am Abend kehrte Fingresil mit einem erlegten Wildschwein zurück, so sollten wir auch fern von Loudwater ein wenig die Festlichkeit von Greengrass erleben können. 1. Myrtul 1372 Es war soweit. Abends beim Aufgang des Vollmondes verwandelte sich Fingresil in den Wolf. Zuvor hatte er sich selbst an einen starken Baum gekettet und den Maulkorb angelegt. Dann ging er plötzlich auf alle Viere, Haare sprossen überall an seinem Körper, der Maulkorb zerriss und er fing an, an der Kette zu zerren. Alles musste schnell gehen. Erwandys ließ den Wolf zuerst durch einen mächtigen Zauber auf der Stelle erstarren. Dann legte er seine Hand auf ihn und murmelte ein paar Worte, nur um die Hand von einem blauen Blitz durchzuckt zurückzuziehen. Daraufhin bat er mich, bei einer Wiederholung den doch unerwarteten magischen Effekt noch einmal genauer zu beobachten. Und tatsächlich, jene unscheinbare Tättowierung saugte den Zauber auf! Ich schlug vor, die Magie des Tattoos vielleicht aufzuheben, nach einem misslungenen Versuch teilte mir Erwandys aber mit, dass das ihm unmöglich sei. Es half alles nichts. Derweil erwachte der Wolf wieder und zerrte weiter, und ein Teil der Kette schien bereits nachzugeben. Es bedurfte keiner Fähigkeit, die Zukunft zu erkennen, um sich auszumalen, dass die Kette keine ganze Nacht dem Jagdrausch eines wilden Tieres würde standhalten können. So verbarrikadierten Szarbo, Erwandys und ich uns in Fingresils Höhle. Draußen hörten wir nur noch ein Heulen, aus immer weiterer Ferne. 2. Myrtul 1372 Außer entferntem Gejaule verschiedener Wölfe bekamen wir in der vergangenen Nacht keine weiteren Hinweise auf Fingresils Verbleib mit. Den Tag über verließen wir die Höhle, beschlossen aber, während der Zeit des Vollmonds nicht nach Loudwater aufzubrechen. Das Risiko vor allem in den Nächten durfte nicht unterschätzt werden. Am Abend zogen wir uns wieder ins Innere der Höhle zurück, und schon bald hörten von außen ein lautes Schmatzen. Derweil versuchte Erwandys zu ergründen, warum wir Fingresil nicht vom Fluch befreien konnten. Er unterrichtete mich darüber, dass es in Loudwater nur zwei Priester gäbe, welche Fingresil eventuell mit einem mächtigeren Zauber helfen konnten – Ruther vom Tempel zu Waukeen und Shandri, Priesterin und Wohltäterin im Namen Ilmaters. 3. Myrtul 1372 Am heutigen Morgen fanden wir vor der Höhle ein zerfetztes Etwas und Blut überall, wohl die Überreste eines erbeuteten Tieres. Auch unweit schlummerte Fingresil in Halbelfen-Gestalt, blutbefleckt, mit zerschundenem Hals, um den noch das Band samt Rest der Kette hing. Erst spät am Nachmittag wachte er auf, und wir mussten ihm leider seine Vermutung bestätigen, dass wir ihm dieses Mal nicht hatten helfen können. Ich fühlte mich alles andere als wohl, als ich ihn resignieren sah, und versprach, weiterhin alles daranzusetzen, ihn von diesem Fluch zu erlösen. Immerhin blieb mir noch ein Fünkchen Hoffnung. Am Abend sollten wir uns ein drittes Mal in Sicherheit bringen, um die letzte Nacht des Vollmonds hinter uns zu lassen. 4. Myrtul 1372 Nachdem Fingresil und wir die Nacht unbeschadet überstanden hatten, gab er uns Hinweise, wie wir sicher nach Loudwater zurückfinden konnten. Er selbst bat sich ein wenig Zeit in der Einsamkeit aus, um nach diesem ziemlich niederschmetternden Ergebnis mit sich selbst ins Reine zu kommen. So begleitete er uns für eine Weile, um uns dann zu verlassen. 6. Myrtul 1372 Wir kamen unversehrt aber erschöpft wegen der erfolglosen Bemühungen in Loudwater an. 7. Myrtul 1372 Yisem suchte mich heute in unserem Orden auf, und ich berichtete ihm von den vergangenen Tagen, so wie auch er – allerdings wesentlich erfreulichere – Neuigkeiten von der Entzifferung der Goblinstäbe verkünden konnte. Ich machte ihn auch auf die für Fingresils Genesung noch verbliebene Möglichkeit aufmerksam, und wir beschlossen, es am kommenden Tag zunächst bei Shandri vom Tempel zu Ilmater zu versuchen. 8. Myrtul 1372 Am Vormittag begaben wir uns denn dorthin, und waren von der vorherrschenden Mildtätigkeit sehr beeindruckt. Denn wir fanden eine Schlange von Armen, denen aus einer Küche eine warme Mahlzeit gereicht wurde. Ich sprach eine Frau im Alter von etwa 30 Jahren in braunen Roben mit roter Metallkappe an, und es handelte sich tatsächlich um Shandri. Sie habe aber im Moment viel zu tun, und ob wir ihr nicht helfen könnten. Yisem und ich zögerten nicht lange und packten mit an. Viel später, beim Spülen des Geschirrs, konnte ich dann doch einen Moment ungestört mit ihr reden. Ich erzählte ihr von dem Fluch und auch den Problemen, denen wir begegnet waren bei der, wie sie mir zustimmte, doch eigentlich recht einfachen Art und Weise, ihn zu brechen. Sie zeigte sich auch in diesem Fall sehr hilfsbereit. Der Betroffene solle sich ihr doch vorstellen, so dass sie ihn genauer untersuchen könne. Wir bedankten uns schon im Voraus, und ich hinterließ eine großzügige Spende von 10 Goldstücken, einen Teil von Lord Sulens Finderlohn. Nun mussten wir noch irgendwie erreichen, dass Fingresil in die Stadt zurückkehrte. 10. Myrtul 1372 Uns war der Gedanke gekommen, Lenira, die Druidin des Waldes, in dem Fingresil hauste, könnte ihm eventuell Nachricht von uns überbringen. Die Tiere, ihre Augen und Ohren im Southwood, sollten sie recht schnell zu uns führen. Wir übermittelten ihr die dringliche Botschaft und hofften, dass sie Fingresil bald erreichen möge. 15. Myrtul 1372 Endlich erschien Fingresil in Loudwater. Wir begaben uns wieder zum Tempel von Ilmater, wo wir zunächst alle bei der Armenspeisung halfen. Danach holte Shandri Fingresil zu sich in ihr Arbeitszimmer, um sich dann wiederum allein mit Ilmater zu beraten, wie sie meinte. Schließlich bat sie ihn erneut zu sich, um ihm ihre Erkenntnisse mitzuteilen. Der Ausdruck in Fingresils Gesicht, als er wieder herauskam, zeugte nicht davon, dass es ihm besser ging. Er meinte nur, dass er dann wohl mit seinem Schicksal leben müsse. Nach einer Spende zog er sich erneut in die Einsamkeit des Waldes zurück. Wir aber konnten uns wirklich nicht erklären, weshalb gerade er mit diesem Leid gestraft sein sollte. Hoffentlich würde er sich von den Rückschlägen der vergangenen Monate erholen können. Uns blieb nichts weiter übrig, als auf die Götter zu vertrauen und unseren Verpflichtungen nachzugehen. Auch die kommende Exkursion in die Berge wollte weiter vorbereitet werden. 3. Kythorn 1372 Heute wurde mir von Yisem berichtet, dass Fingresil wieder in der Stadt sei. Demnach könnten wir bereits morgen aufbrechen, um dem Geheimnis der Blauen auf die Spur zu kommen. 4. bis 6. Kythorn 1372 Früh ging es los, und nicht nur der Packesel, unser neuester Erwerb, hatte viel an Vorräten zu tragen. Wir folgten zunächst der inzwischen schon häufiger benutzten Route gen Osten auf der Straße nach Llorkh, um danach Richtung Süden zum elfischen Baumhaus abzubiegen. Ohne Möglichkeit, den Baum zu erklettern, rasteten wir nur in seinem Schatten. 9. Kythorn 1372 Nachdem wir die vergangenen Tage durch Sumpf und Hügelland gereist waren, erreichten wir heute die Ausläufer der Greypeak Mountains und folgten weiter auf den Stäben beschriebenen Pfaden. 11. Kythorn 1372 Wir müssten am Ziel sein, aber von blauen Goblins war bisher nichts zu entdecken. Da hier die genauere Beschreibung endet, dürfte es sich bei den umliegenden Bergen um den Goblins vor ihrem Aufbruch wohlbekannte Gefilde handeln, so dass wir uns in der näheren Umgebung auf die Suche nach der in der Legende um den alten Goblin erwähnten Höhle werden machen müssen. 12. Kythorn 1372 Heute hatten wir eine Begegnung, die uns in Erinnerung rief, dass wir uns trotz unserer bisher ereignislos und sicher verlaufenen Reise in einer gefährlichen Gegend befanden. Zuerst vernahm Fingresil Kampfgeräusch in der Nähe und entschloss sich, alleine zu erkunden, auch wenn ich damit nicht ganz einverstanden war... so hier jemand unsere Hilfe brauchte, käme es ganz bestimmt auf jeden Moment an. Es dauerte ein wenig, bis Fingresil mit der Nachricht zurückkehrte, nebenan kämpften Goblins mit Menschen, auch ein paar Skelette seien dabei. Wir beeilten uns, dem Kampf beizuwohnen, um Näheres über dieses beunruhigende Geschehen zu erfahren. Kaum bog ich um die Ecke des Bergpfades, waren Szarbo und Fingresil bereits dabei, sich auf Goblins zu stürzen. Beim Näherkommen konnte ich einen Aufschrei nicht unterdrücken, als ich sah, wer diese "Menschen" waren. Orks, Menschen und ihre Abkömmlinge kämpften in schwarzer Uniform Seite an Seite mit den Skeletten gegen ein Dutzend Goblins, zwei Blaue hielten sich im Hintergrund. Nachdem ich ein kurzes Gebet zu Labelas Enoreth geschickt hatte, wandte auch ich mich den Goblins zu, welche zahlenmäßig weit überlegen waren, wenngleich die Uniformierten im Kriegshandwerk ausgebildet und in Formation zu kämpfen schienen. Es mag ein Fehler gewesen sein, nicht ein Zeichen zu setzen, aber dazu sollte ich später noch Gelegenheit haben. Denn offenbar war meinen Gefährten nicht klar, dass Orks in schwarzen Uniformen sowie Untote in ihren Reihen nur allzu gut auf die Beschreibung von den dunklen Horden aus dem Osten, den Zhentarim, passten, so sie auch ein uns unbekanntes Symbol mit einem flammenden Stab vor einem schwarzen Drachen trugen. Jedenfalls fielen bereits einige Orks und viel mehr Goblins, so dass sich die Goblins zur Flucht wandten, nachdem ihre blauen Anführer anscheinend zum Rückzug aufforderten. Zuvor hatte sich einer der Schwarzen bereits einen Moment zu uns gewandt und ich ein Symbol erblickt, eine schwarze Hand mit zwei grünen Augen. Ein Anhänger von Iyachtu Xvim also, dem Sohn von Bane dem Tyrannen und eines Dämonen. Angesichts der Verluste und schweren Verletzungen nahmen die schwarz Uniformierten nicht die Verfolgung auf. Stattdessen wandte sich der Halbork mit dem unheiligen Symbol, offenbar ihr Anführer, an uns. Er nahm richtigerweise an, dass auch uns die Goblinplage in diese Gegend verschlagen habe und schlug uns vor, Informationen diesbezüglich auszutauschen. Ich lehnte auf der Stelle ab, auch wenn diese schnelle Entscheidung einiges Erstaunen in den Gesichtern meiner Begleiter hervorrief. Wahrscheinlich war ihnen nicht sofort bewusst, dass es galt, unser Detailwissen über die blauen Goblins zu schützen. Waren ihnen denn nicht bereits die Orks, schwarzen Uniformen und erweckten Skelette Hinweis genug auf unser Gegenüber? Vielleicht sollte ich ein wenig mehr Nachsicht mit meinen unerfahrenen Begleitern zeigen, aber wieder einmal schien es, als bestätige sich meine Einschätzung, dass es Jahrzehnte Lebenserfahrung braucht, damit die Menschen nur annähernd ihre Naivität verlieren. Auch wenn sich einige Minuten später herausstellen sollte, dass Aria wohl nicht damit gerechnet hatte, dass uns neben Kooperation und Kampf noch die Möglichkeit blieb, dieses Angebot einfach auszuschlagen, war ich doch enttäuscht, dass sie sich uneinsichtig zeigte und darauf beharrte, den Zhentarim unsere Geheimnisse preiszugeben zu wollen. Wenigstens hier und heute sollte ich verhindern, dass sie sich allzu leichtfertig und völlig ohne Zwang auf den bequemlichen Weg der Zusammenarbeit mit dem Bösen einließ im Vertrauen auf die eigenen guten Absichten. Dabei sehen viele nur den Vorteil von Heute und nicht die Opfer ihres Handelns von Morgen und leisten so den langfristigen Plänen der dunklen Mächte unfreiwillige Unterstützung. Hoffentlich waren nicht alle Menschen in Loudwater so naiv, sonst würden die Zhentarim leichtes Spiel haben. Zu meiner Erleichterung gab sie ihre Bemühungen auf, nachdem deren Anführer meinen Einwand akzeptiert hatte und sich nicht auf einen Streit über unsere Auffassungen einlassen wollte – vielleicht, um Cyric nicht unnötig Tribut zu zollen. Währenddessen behielten uns die anderen Schwarzen weiterhin sehr aufmerksam im Auge, und auch meine übrigen Gefährten waren wohl im Unklaren, ob es doch noch zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung kommen sollte. Um die angespannte Situation zu entschärfen, willigte ich in einen Rückzug ein, dorthin, wo wir unseren Packesel angebunden hatten. Hier versuchte ich meine Kameraden über die Situation aufzuklären... ob ich damit Erfolg hatte, wird wohl die Zukunft zeigen. Nach meinen Erklärungen, welche einige Zeit in Anspruch nahm, kehrten wir zurück an den Ort des Geschehens und fanden wie erwartet niemanden mehr vor. Die leblosen Körper der gefallenen Orks waren wohl im angrenzenden Abgrund entsorgt worden. Fingresil nahm die Fährte der Flüchtigen auf, und wir folgten diesen den Hügel hinauf über Bergwiesen. Schon bald nahm die Spur der Uniformierten einen Weg die Berge hinab, offensichtlich hatten sie nicht vor, sich in derart geringer Zahl weiteren Goblins zu stellen. Wir dagegen folgten den Goblins bergauf, fanden eine leere Höhle, von denen es hier viele zu geben schien, und banden dort unseren Esel an, bevor wir die Spur noch eine Weile weiterverfolgen wollten. Wir überquerten einen Fluss und fanden weitere Höhlen mit Felszeichnungen, mussten aber hier umkehren, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zurückzufinden. 13. Kythorn 1372 Am Ende der vergangenen Nacht schien sich das Wetter zu ändern, Schnee ging in Regen über. Wir versuchten dann am heutigen Tag, von dieser ersten Höhle unsere Erkundungen in den Bergen fortzusetzen. Dabei überquerten wir erneut den Fluss und fanden die größere Höhle, entdeckten an seinem Ende weitere einfache Kritzeleien von Goblins in Jagdszenen, einen kleinen Bach, und ein Gang schien sich dahinter fortzusetzen. Hier wollten wir weitersuchen, denn die Beschreibung passte gut auf die Informationen der Legende. Zuvor aber mussten wir unser Lager verlegen und kehrten deshalb zu unserem Esel, dem wir inzwischen den Namen Luzino gegeben hatten, zurück. 14. Kythorn 1372 (Nachtrag vom 18. Kythorn) Den Abend dieses Tages sollte ich keine Gewalt mehr über mich haben, aber trotzdem soll von ihm berichtet werden... Mit unserem Esel unterwegs nach oben, kamen wir auch halbwegs trocken über den Fluss. In den Höhlen angekommen, musste Luzino zurückbleiben, während ich den Anfang machte, indem ich (unfreiwillig) in den Bach sprang und durchwatete. Nachdem wir alle sicher auf der Gegenseite angekommen waren, folgten wir dem Gangsystem. In einer Sackgasse fanden wir seltsam grünlich leuchtende Pilze, von denen auch welche abgebrochen waren. In einem anderen Gang passierten wir ein großes steinernes Tor mit dem Symbol des inzwischen glücklicherweise vernichteten Gottes Bane. Ein starker magischer Schutz schien es zu bewachen, so dass wir gar nicht weiter erwogen, dieses Portal passieren zu wollen. Letztendlich sollte sich die Legende über den alten Goblin als wahr und die Geschichtsschreibung der Goblins als äußerst wahrheitsgetreu herausstellen, denn wir fanden in einer Höhle ein Loch in der Decke, durch das die Sonne des Tages herein schien, darunter einen kleinen See mit einem riesigen blauen Kristall darin. Daneben befand sich ein Wohnlager mit Feuerstelle, wo wir einen alten schlummernden Goblin fanden. Nachdem wir ihn geweckt hatten, bemerkten wir seine Blindheit, obwohl man ihn trotzdem einen Seher nennen könnte. Er hielt uns für Goblins und nannte uns seinen Namen, Tarnuk. Maglubiyet, wohl eine Goblinsche Gottheit, sei ihm erschienen und habe ihn beauftragt, diesen Stein zu bewachen. Ob wir gekommen seien, ihn abzulösen? Bis er bemerkte, dass Aria wohl kein Goblin ist. Trotzdem beantwortete er weiterhin unsere Fragen, wenn auch wesentlich reservierter. Maglubiyet werde ihn schützen. Den Namen Nirgul kannte er wohl, allerdings sei dieser damals noch ein Kind gewesen. Maglubiyet hätte den Goblins ein stärkeres Bewusstsein geschenkt und sie angewiesen, sich zu verstreuen und zu vermehren. So wir aber gekommen wären, das Böse zu suchen, so gäbe es in der Nähe einen Hintereingang zu einem alten Tempel. Sollten etwa dieser alte Goblin und Maglubiyet keine bösen Absichten verfolgen? Das fand ich zumindest schwer vorstellbar angesichts Nirguls Angriffen. Zunächst dankten wir ihm für seine Ausführungen, auch wenn ich das Gefühl nicht los wurde, wir würden noch einmal hierher zurückkehren müssen. Zum Glück wussten wir nun, dass dieser Goblin durch Erwähnung Maglubiyets leicht zu einem Gespräch zu bewegen war. Jedenfalls verabschiedeten wir uns für den Moment. Wieder sollte ich überrascht werden, wie stark sich die Goblins verändert haben mussten, denn er versuchte uns nicht zu täuschen. Tatsächlich fanden wir einen engen Zugang zu dem alten Tempel von Bane. Dort trafen wir auch sofort auf zwei große Käfer, die uns mit verspritzter Säure heftig zusetzten. Fingresil konnte wieder nicht davon lassen, sich in jene gefährliche Kreatur zu verwandeln... warum bringt er nur uns und sich selbst in derart große Gefahr? Auch Szarbo wütete zwischendurch wie ein Berserker, hatte sich aber zu meiner Erleichterung bei weitem besser unter Kontrolle. Nach dem Kampf konnte ich unsere Wunden nur mühsam versorgen. Den Wolf rührte ich nicht an! Wohl aber fand sich eine Tür in einen Nachbarraum mit vergitterten Räumen. Überall lagen Knochen, dazwischen fanden sich meist auch einige Münzen. Desweiteren ging eine Treppe nach oben, und eine Tür führte in einen Gang mit weiteren Türen, zu einem kleinen Raum, wo ich eine verschlossene metallene Röhre fand und einsteckte. In einem anderen Raum fanden sich noch mehr Knochen, etwas alte Münzen und drei große blaue Edelsteine verstreut. Die letzte Tür schließlich führte mich in den Altarraum, wo ich auch die Rückseite des magisch verschlossenen Tores erkannte. Kaum betrat ich die Halle, um etwas neben dem Altar Liegendes zu untersuchen, fing eine schwarze Hand darüber an grün zu glühen, und die Knochen erhoben sich. Schnell war ich von Skeletten umstellt, die auch die Untergehende Sonne nicht zu vertreiben mochte. Doch diese sollten weniger mein Problem sein als ein seltsames, schwarzes Skelett im Altarraum, das ich ganz zuletzt noch zwei magische Geschosse auf mich abfeuern sah. 2002-09-24 15. bis 18. Kythorn 1372 An diesen vier Tagen war ich nach den Berichten meiner Gefährten immer noch bewusstlos von der starken Verwundung, die mir der Zauber des schwarzen Skeletts zugefügt hatte, und wurde in den ehemaligen Schlafgemächern des alten Tempels gesund gepflegt. Ohne göttliche Unterstützung schritt meine Genesung nur langsam voran. Zum Abend des 18. schließlich war ich zumindest ausreichend zu Kräften gekommen, um Labelas Enoreth um Hilfe zu ersuchen. Kurz zuvor hatten mir die anderen auch berichtet, was nach dem Kampf geschehen war. Der Handschuh auf dem Altar habe zu Aria gesprochen! Er sei der Panzerhandschuh von Torm, geschaffen von Urch Tanar und gefangen hier im Tempel. Sie könne ihn befreien, indem sie ihn ergreife. Zu ihrem Glück hatte sie das noch nicht getan und meinen Rat abgewartet. Bei Urch Tanar handelte es sich nämlich weniger um einen Priester von Torm, sondern von Bane, und es war anzunehmen, dass der von ihm geschaffene Handschuh so wie auch er alles andere als gute Absichten hegte, weiterhin hatte er während des Kampfes vor einigen Tagen auch grün geleuchtet. Demnach hatte er Aria zu täuschen versucht, um sie zum Ergreifen dieses Artifakts zu bewegen, an sich immer schon eine gefährliche Angelegenheit ohne genaue Kenntnis der Gründe, für die es erschaffen wurde. Eine Untersuchung des Handschuhs auf magische oder böse Qualitäten am Abend des 18. hatte interessanterweise nichts Auffälliges ergeben, musste aber auf jeden Fall im Licht der versuchten Täuschung gesehen werden. Im Tempel selbst war natürlich die Präsenz das Bösen offenbar, und wir hatten vor, ihn am nächsten Morgen endlich zu verlassen, zugegebermaßen ein paar Tage später als erwartet wegen meiner Schwäche. Auch erst jetzt konnten wir den alten Goblin
besuchen, der in tiefe Bewusstlosigkeit oder Schlaf gesunken war. Er selbst
war böse, der Kristall nicht, also könnte es sich sehr wohl um eine
Fehlinterpretation von Seiten Tarnuks handeln. Aber darauf festlegen wollte
ich mich an Ort und Stelle nicht. So steckte ich eine kleine Probe des
Kristalls für eine genauere Untersuchung in Loudwater ein. 19. Kythorn 1372 Wir waren wie erhofft auf dem Heimweg, als wir auf den Priester von Iyachtu Xvim trafen. Er hatte sich offenbar in der leider viel zu langen Zwischenzeit leider viel zu viel Verstärkung geholt, denn etwa 20 schwarz Uniformierte begleiteten ihn. Wir befänden uns auf dem Gebiet der Stadt Llorkh und seien somit seine Gefangenen, ich sollte ihm doch bitte sagen, was wir in den vergangenen Tagen gefunden hätten, andernfalls würde man uns schon – notfalls in Llorkh selbst – zum Reden bringen. Es war offensichtlich, dass uns Verzögerung nicht weiterbrachte. Die Anzahl unserer Verbündeten, die im selben Gebiet operierten, war gering, und Nachricht an Loudwater ließ sich auch nicht senden. Von der Tatsache, dass ich die letzten Tage eher bewusstlos als wach verbracht hatte, ließ er sich nicht überzeugen, ebenso wenig von Arias am nächsten liegender Darstellung, wir wären auf blaue Goblins gestoßen. Es blieb nur zu hoffen, dass die vielen versteckten Türen das Geheimnis im Inneren des Tempels zu schützen vermochten. So erzählte ich denn von dem Tunnelsystem und einigen Skeletten, auf die wir getroffen waren. Unabhängig von der grundlegenden Meinungsverschiedenheit zur Nützlichkeit von Knochen, die durch negative Energie animiert wurden, sollten wir sie doch an den Ort führen. Also folgten wir unseren frischen Spuren zurück zum Tempel , "eskortiert" von den Zhentarim. Auf derlei "Schutz" legte ich keinen Wert, weder hier noch in Loudwater. Angekommen an der Ruine, bewachten uns zehn der Schwarzen, während Kenaril, wie der Name des Priesters war, zusammen mit den Übrigen den Tempel absuchte. Nach etwa einer halben Stunde kam er triumphierend mit dem Handschuh an der rechten Hand heraus, dieser wieder grün glühend. Die Prophezeihung werde sich erfüllen, und wegen der Bedeutung des Tages für das Schicksal Faerûns dürften wir gehen und verkünden, dass Bane zurückkommen würde. Ein verhängnisvoller Tag in der Tat... Wir brachen sofort auf, um die nahe Straße zwischen Llorkh und Loudwater und damit Loudwater frühstmöglich zu erreichen. Auch wenn die gewöhnliche Bevölkerung besser von dieser Nachricht verschont werden sollte, mussten die Stadtoberen von dieser Wendung in der Geschichte sofort unterrichtet werden. Vielleicht ließ sich die Prophezeihung noch aufhalten wenn schon nicht verhindern. 25. Kythorn 1372 Endlich in Loudwater, begab ich mich sofort heim. *snip* 1. Flamerule 1372 Ich traf Yisem, Szarbo und Aria wieder. Yisem konnte nichts Gutes berichten, die Meldungen über die Goblins im High Moor wurden besorgniserregender. Noch seien die Stämme zerstritten, aber sollten sie sich vereinen, stünden Loudwater schwere Zeiten bevor. Vor allem, falls die Dunkelelfe auch diese mit magischen Gegenständen versorgten. Dazu die im Osten heraufziehende Gefahr durch die Zhentarim, jetzt durch die Prophezeihung von Banes Wiederkehr noch weiter gestärkt in ihrem Machtwillen. 5. Flamerule 1372 Vormittags erhielt ich Nachricht von Kyanos, dass ich ihn aufsuchen sollte. Am Tempel von Kelemvor angelangt, traf ich auf Thethra, wie sie gerade die Treppe fegte. Sie verwies mich auf den Altarraum, wo ich Kyanos betend vorfand. Nach einigen Sekunden wandte er sich mir zu. Er wüsste von dem Detail der Geschehnisse auf dem Friedhof, das ich ihm nicht mitgeteilt hatte: Lavan. Dieser habe eine alte Frau beim Friedhofsbesuch erschreckt. Nun konnte ich nicht umhin zuzugeben, dass ich damals um Catherine, Thethra und Elswick willen eingewilligt hatte in das Versprechen gegenüber Lavan, seine Rolle in den Ereignissen der Nacht auszulassen. Ich berichtete auch von der ihm übertragenen Aufgabe, den Friedhof vor nächtlichen Besuchern zu schützen, welche doch zumeist Nekromanten (oder neuerdings Diebe) waren, die die Ruhe der Toten stören wollten. Trotz dieser Gründe, die durchaus für Lavan sprachen, beharrte Kyanos darauf, dass sein Leben als Geist ein Ende haben müsse. Ich machte ihn zwar darauf aufmerksam, dass, obwohl Untote zu Recht als unnatürlich anzusehen und meist böser Gesinnung seien, es Ausnahmen gab und sogar vorkam, dass positive Energie ihr Dasein auf der Welt verlängerte, aber Kyanos zeigte sich – wie ich von einem Hohepriester der Gottheit des Todes nicht anders erwartet hätte – überzeugt, dass die rastlose Seele zur Ruhe gebracht werden müsse. Unabhängig davon wusste ich zu wenig über Lavan, um seine Existenz guten Gewissens Kyanos gegenüber verteidigen zu können, und da er zu Lebzeiten ein Mensch gewesen war und somit Kelemvor über ihn verfügte, willigte ich ein, zumindest der Ursache seiner Beharrlichkeit in dieser Welt auf den Grund zu gehen. Offenbar ging Kyanos dabei davon aus, dass es zweifelsohne zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Lavan kommen würde, denn er überließ mir 2 Violen Heiltränke enthaltend und lieh mir ein großes Schwert, mit dem Geister gerichtet werden könnten. Ich persönlich hatte zunächst eigentlich vor, mich wie geplant ausgiebiger über die damalige Zeit zu unterhalten, um möglichen Gründen auf die Spur zu kommen. Jedenfalls verabschiedete ich mich und suchte sofort Yisem zu Hause auf, um noch den kommenden Abend Lavan einen Besuch abstatten zu können. Nachdem ich ihm berichtet hatte, dass nun auch Kyanos von Lavan wusste und die Angelegenheit nicht mehr aufzuschieben sei, ging Yisem Aria informieren, während ich Szarbo beim Hause K'tanis unterrichtete. Kurz nach Sonnenuntergang trafen wir uns auf dem Platz, wo Kyanos Monate zuvor das Skelett zerstört hatte, und brachen zum Friedhof auf. Unterwegs überließ ich die Heiltränke Yisem und Szarbo, auf dass es das nächste Mal keiner halben Woche bedurfte, nach starker Verwundung aus der Bewusstlosigkeit zu erwachen. Auch das Schwert gab ich an Szarbo weiter, der sich in der Handhabung derart großer und schwerer Waffen besser verstand, nachdem er mir versicherte, es sorgsam zu gebrauchen. Bald schon erweckten wir Lavans Aufmerksamkeit. Er schien sich zwar an mich zu erinnern, aber sonst dem Umstand nicht besondere Bedeutung zuzumessen. Nach einigem Zögern ging er dann doch auf unsere Fragen ein. Er habe in einer kleinen Hütte am Rande des Friedhofes gelebt, in den Tagen vor der großen Flut, als Loudwater noch ein kleines Dorf gewesen sei, und sei 567DR von der Flut davongespült worden. Hierher komme er natürlich, um außer den anderen Gräbern das eine alte Grabmal zu bewachen, dass dem Zwergenbaumeister Lirkos Stoneshoulder zu Ehren von den damals hier wohnenden Elfen errichtet wurde. Weitere Informationen wollte er uns nicht geben, denn jetzt hätten wir den Friedhof zu verlassen, in der Nacht sei das Betreten untersagt. Da wir zunächst genug Anhaltspunkte für Nachforschungen zu den damaligen Begebenheiten erhalten hatten, verließen wir den Friedhof und begaben uns heim, auf viele von uns wartete Arbeit am nächsten Tag. 6. und 7. Flamerule 1372 Zuerst besuchte ich Kyanos am gestrigen Morgen und wiederholte im wesentlichen, was Lavan uns am Vorabend offenbart hatte. Danach begab ich mich zurück in die Archive, um nach Dokumenten über die Flut im Jahre 567DR zu suchen und so mehr zu erfahren. Was ich fand, war der Bericht eines Klerikers von Jergal, dass es während der Flut zu Plünderungen auch auf dem Friedhof gekommen sei. Wenig später sei ein Geist, Lavan, das erste Mal – wahrscheinlich auf Grund der Grabräuber – erschienen, und zumindest laut den Schriften endgültig zur Ruhe gebracht worden... zumindest ließ sich so ein Grund für sein Wiedererscheinen erahnen. 8. Flamerule 1372 Heute suchte mich Fingresil im Orden auf. Er habe Nachricht von Kyanos erhalten, dass hier in Loudwater seine Hilfe gebraucht werde. Erfreut über den unerwartete Unterstützung lud ich ihn ein, uns zum Anbruch des nächsten Tages bei der Suche auf dem Friedhof zu begleiten. Dann verabschiedete er sich in Richtung Gasthaus. 9. Flamerule 1372 Diesen Morgen begaben wir uns auf den Friedhof. Nach drei Stunden Suche fanden wir endlich die Krypta, wo Lirkos Stoneshoulders sterbliche Überreste aufbewahrt sein sollten. Die steinerne Tür war nur angelehnt, drinnen zeigten sich Spinnweben. Kaum öffnete Szarbo den Spalt, wieder Kyanos' großes Schwert in Händen, erschien Lavan und stellte sich uns in den Weg. Wir würden auf keinen Fall passieren können. Nach einigen erfolgslosen Versuchen, den Geist zur Vernunft zu bewegen, griff er an! Dabei machte er es uns schwer näherzukommen, indem er uns durch die Lüfte warf. Nur Yisem konnte Lavan aus der Ferne mit Hilfe von magischen Geschossen ernsthaft verletzen, nichtmagische Pfeile und Bolzen trafen ihn nicht und für Schwerthiebe kam Szarbo nicht nahe genug an Lavan heran, ohne gleich wieder nach hinten geschleudert zu werden. Ich versuchte es auch mit heiligem Wasser, konnte ihn allerdings nur leicht benetzen. Erst als bereits einige von uns bewusstlos am Boden befanden, ließ mein magischer Pfeil ihn sich in Luft auflösen. Daraufhin mussten Szarbo und Aria erst einmal geheilt werden, auch Kyanos' Heiltränke kamen jetzt zum Einsatz. Danach wandten wir uns erneut dem Grabmal zu. Die
vielen Spinnenweben ließen darauf schließen, dass hier schon längere Zeit
niemand mehr gewesen war. Das Zwergenskelett, das hier aufgebahrt war, Lirkos
Stoneshoulder, hielt seine Hände allerdings so, als hätte er zuvor zwei
Gegenstände gehalten, die nun fehlten. Offenbar war schon vor einiger Zeit
etwas gestohlen worden, das Lavan aus seiner Ruhe geweckt hatte. AppendixBeschreibungenCatherine, Mensch, Tochter von Malis Kadesnik Ein 16- bis 17-jähriges Mädchen mit hochgestecktem Haar und edlen
Kleidern. Hat Zutritt zur Bibliothek einer Akademie in Waterdeep und ist
offenbar auch magisch begabt. Ihrem Vater gehört eines der größten
Handelshäuser in Loudwater. Dracon Delavere, Mensch, Händler (u.a. Pelz- und Holzwaren) in Loudwater Dracon ist ein Mensch, dem man seinen Wohlstand ansieht. Er ist
fettleibig, hat eine fliehende Stirn (böse Zungen würden es eine Glatze
nennen) und hüllt sich in wertvolle Roben, um von seinen körperlichen
Unzulänglichkeiten abzulenken. Elswick (Sohn von Lars) und Thethra (Tochter von Manis), Menschen, Lümmel in Loudwater Beide sehen sich recht ähnlich, man könnte sie für Zwillinge halten, und
sind etwa im Alter von 17. Auffällig sind ihre roten Haare. Sie werden
inzwischen von Kyanos zu Arbeiten im Tempel zu Kelemvor herangezogen, können
dort aber im Gegenzug wohnen und werden auch von ihm unterwiesen. Erlond, Mensch, Wache von Loudwater Ein junger 16-jähriger Mann, der zur Stadtwache von Loudwater gehört mit
dem Rang Wache und deshalb offenbar häufig für Botengänge ausgeschickt
wird. Erwandys Ilnadul, Sonnenelf, Gelehrter des Ordens der Untergehenden Sonne Erwandys ist ein mit 1,80m hochgewachsener und doch sehr schlanker Elf mit
langen zerzausten blonden Haaren, die er meist offen trägt. Seine Haut
schimmert leicht golden, seine durchdringenden Augen glitzern smaragdgrün. Er
trägt weiße, bis auf den Boden reichende Gewänder, darüber die bereits von
Thalan bekannte hellgraue Robe mit leicht rötlichem Schimmer. Er trägt das
heilige Symbol einer Untergehenden Sonne um den Hals. Kenaril, Halbork, Anhänger von Iyachtu Xvim/Bane, in den Greypeak Mountains angetroffen Er trug wie die ihm wohl untergebenen Orks und Halborks einen schwarzen
Umhang, darunter allerdings eine etwas bessere Rüstung. Seit dem 19. Kythorn 1372DR trägt er den grün
glühenden Handschuh von Urch Tanar an seiner rechten Hand. Gemeinsam
war ihm und seiner Truppe Symbol eines flammenden Stabes vor einem schwarzen
Drachen. Zusätzlich trug er das Zeichen einer schwarzen Hand mit zwei grünen
Augen (heiliges Symbol von Iyachtu Xvim). Skelette begleiteten ihn. Kira, Mensch, Priesterin von Helm in Diensten der Stadtwache von Loudwater Eine Frau Mitte 20, mit roten Haaren und in eine Kettenrüstung gekleidet.
Sie trägt auch das Symbol von Helm, einen Panzerhandschuh mit einem wachsamen
Auge. Kyanos, Mensch, Hohepriester des Tempels zu Kelemvor in Loudwater Kyanos ist im mittleren Alter (~30), hat lange schwarze Haare und einen
Vollbart. Er trägt eine lange schwarze Robe, darunter einfache Stiefel und
ein silbernes Amulet mit einer knöchernen Hand, welche eine Waage im
Gleichgewicht hält (heiliges Symbol von Kelemvor). Lavan, Geist eines Menschen, Wächter des alten Friedhofes von Loudwater Lavan ist nur eine geisterhafte Gestalt ohne Unterleib, er führt ein
verrostetes Langschwert und richtet jene Lebendigen, die den Friedhof zu
schänden suchen. Er war und ist Wächter des alten, jetzt (zum Begraben)
ungenutzten Friedhofes und starb wohl zu Zeiten, da der Krieger Kelemvor noch
nicht als Gott verehrt wurde. Stattdessen dient er Jergal, dem Gott des Todes
im ehemaligen Menschenreich Netheril und Wächter über die Toten. Lenira, Mensch, Druidin von Mielikki im Southwood Eine menschliche Frau, die graubraune, wohl aus Tierfellen gearbeitete
Kleidung trägt. Blätter in ihrem braunen Haar und ein knorriger Stock
verraten ihre Beziehung zur Natur, genauso wie das Symbol eines Einhorns um
den Hals (heiliges Symbol von Mielikki). Zu ihren Begleitern zählt sie einen
Luchs. Lord Sulen Ihm gehörte das Diebesgut in der verfallenen Friedhofskapelle, und er lädt
uns noch zu einem Abendessen bei sich ein. Lyonsbane, bisher verschollen
Nirgul, blauer Goblin, und seine Familie bestehend aus Surla und Nurx Er führte eine Goblinfamilie aus den Bergen herab ein wenig zu nahe heran
an Loudwater und quartierte sich in dem elfischen Baumhaus am Rande des High
Moors ein, bis ihrem Treiben durch uns und die Stadtwache ein Ende gemacht
wurde. Rhistel Tarnruth, Waldelf, Kommandant der Bogenschützen der Stadtwache von Loudwater Rhistel ist ein schlanker, athletischer Elf von ca. 1,65m Größe. Sein Haut
ist kupferfarben, seine Augen sind grün mit leichten Einflüssen von braun.
Sein schulterlanges, blondes Haar trägt er meistens offen. Über seinem
Kettenhemd trägt er den hellblauen Überwurf mit dem großen Symbol der
Stadtwache. Aber statt des üblichen dunkelblauen Mantels trägt er einen
schlichten grauen Mantel, der durch eine goldene Brosche mit dem Stadtwappen
zusammengehalten wird. Shandri, Mensch, Hohepriesterin des Tempels zu Ilmater von Loudwater Shandri ist etwa Mitte 30, sie hat kurzes Haar und traurig dreinblickende
blaue Augen. Sie trägt eine rote metallene Kappe und braune Roben, darauf
eine einfache Stickerei gefesselter Hände (heiliges Symbol von Ilmater).
Insgesamt das Ebenbild von Bescheidenheit. Tarnuk, blauer Goblin, Seher und Hüter von Maglubiyets Stein Ein alter blinder blauer Goblin, der im Namen von Maglubiyet den blauen
Kristall hütet, den Maglubiyet, eine Goblinsche Gottheit, vom Himmel
geschickt haben soll. Er lebt von grünlich leuchtenden Pilzen in einer
Nachbarhöhle und den Fischen des kleinen Sees um den Kristall herum. Zorat, Halbork, Beauftragter des Handelshauses K'tanis für Sicherheit und Bewachung Ein Halbork von beeindruckendem, vielleicht auch etwas einschüchterndem
Körperbau; er arbeitet im Haupthaus K'tanis. Hier überwacht er die Einteilung
der Wachen für die Lagerhäuser und Handelskarawanen. Er ist Szarbos direkter
Vorgesetzter. bisher ohne Name, Dunkelelfe, am Rande des High Moors angetroffen Gehüllt in einen schwarzen Mantel, fällt sie nur auf, wenn sie einem das
Gesicht zuwendet. Sie hat rot glühende Augen, schneeweißes Haar und dunkle
Haut. Dazu noch eine spitze Zunge, mit der sie gerne Elfen zu bedrohen
liebt. Die Stadtwache von LoudwaterAusrüstung:
Ränge:
Brigaden
Oberste
Offene Fragen - Plotliste
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© 2002, Philipp van Hüllen, Denis Kuphal |
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